PARIS. Der Streit zwischen Großbritannien und Frankreich um den Grenzschutz auf dem Ärmelkanal hat sich verschärft. Der französische Innenminister Gérald Darmanin zog am Freitag eine Einladung an seine britische Amtskollegin Priti Patell zu einem europäischen Ministertreffen zurück. Zuvor hatte der britische Premierminister Boris Johnson einen Brief an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron veröffentlicht.
Frankreich sei enttäuscht über das Schreiben, erläuterte Darmanin. „Es zu veröffentlichen, hat alles nur noch schlimmer gemacht“, äußerte sich Darmanin am Freitag laut BBC. „Wir halten den Brief von Premierminister Boris Johnson für unangebracht und partnerschaftlichen Gesprächen entgegenstehend“. Deshalb werde die britische Innenministerin Priti Patel zu den für Sonntag anberaumten Gipfel zwischen Frankreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden und der EU-Kommission nicht eingeladen.
Johnson fordert Rücknahme der Flüchtlinge
Johnson hatte in seinem Brief die Rücknahme der über den Ärmelkanal in Großbritannien anlandenden Flüchtlinge durch Frankreich und die EU gefordert. „Ein Rückführungsabkommen zu all den Flüchtlingen, die den Ärmelkanal über diese gefährliche Route durchqueren, hätte unmittelbare und bedeutende Folgen“, kommentierte der Premierminister seine Vorschläge am Freitag. Auch gemeinsame Patrouillen der beiden Länder auf der Seestraße und den Einsatz moderner Technologien zum Grenzschutz brachte er ins Spiel.
My letter to President Macron. pic.twitter.com/vXH0jpxzPo
— Boris Johnson (@BorisJohnson) November 25, 2021
Am Mittwoch waren 27 Migranten bei dem Versuch gestorben, den Ärmelkanal mit einem Schlauchboot zu überqueren. Die Asylgesuche im Vereinigten Königreich befinden sich mit 37.560 Anträgen seit Januar bereits kurz vor einem 20-Jahreshoch. Rund 26.000 Flüchtlinge erreichten Großbritannien seit Jahresbeginn mit dem Boot– mehr als dreimal so viele wie noch 2020. (fw)